Harald Mielke, Diplom Biologe
Naturbildarchiv.Mielke@t-online.de
„Mit dem VW-Porsche zu Abtauchen“
Noch ziemlich naiv und ohne
offizielle Ausbildung fanden so meine ersten (Solo-) Tauchgänge in Griechenland
statt, was damals im übrigen noch strengstens verboten war. In den folgenden
Jahren wurden Jugoslawien und Elba betaucht, und zwar immer nach dem gleichen
Muster: Flasche auf den Rücken, Bleigurt umgeschnallt und rein ins Vergnügen.
Erst Jahre später bin ich dann über Sinn und Funktion des damals noch üblichen
Klodeckels und des Tiefenmessers aufmerksam gemacht worden. Dinge, die ich bis
dahin noch überhaupt nicht kannte. Für mich galt als Tiefenlimit die erste
Sprungschicht, unter der es einfach unerträglich kalt war. Solcher Leichtsinn
erscheint bei den heutigen Sicherheitsstandards geradezu unglaublich...
Schließlich unterzog ich mich 1986 dann aber doch noch einer intensiven
Ausbildung, wahrscheinlich mit mehr absolvierten Tauchgängen als so mancher von
den Übungsleitern.
Parallel zu meinem auch damals
schon sehr ausgeprägten Fernweh absolvierte ich in diesen Jahren mein
Biologiestudium, was nicht zuletzt auch meinen Blick für die Zusammenhänge im
Tier- und Pflanzenreich massiv geschult hat. Der Drang Länder und Natur
fotografisch zu dokumentieren, führte bald dazu, dass neben meinen verschiedenen
„Landkameras“ auch das erste Unterwassergerät angeschafft wurde. Die bei
Studenten notorische Finanzknappheit erlaubte aber nur den Erwerb einer Minolta
Weathermatic Pocketkamera, Second Hand natürlich. Entsprechend unbefriedigend
waren auch die Ergebnisse, die ich von meinen ersten Reisen ans Rote Meer und in
die Karibik mit nach Hause brachte. Auch wenn ich das offizielles Tiefenlimit
von 5m stets verdoppelte, so waren doch richtige Tiefen mit diesem Spielzeug
nicht möglich. Also weg damit und her mit der auch damals schon leicht
antiquierten Nikonos III. Nach (unmöglichen) Versuchen mit Stabblitz und
auszuwechselnden Blitzbirnen die Unterwasserwelt am Ras Muhammad zu erhellen,
war auch dieses Gerät schnell gegen einen Marine Solar Blitz ausgetauscht, der
mir auch heute noch im Makrobereich gute Dienste leistet. Um den allen
Unterwasserfotografen nur zu bekannten Missstand, nämlich immer das falsche
Objektiv aufgeschraubt zu haben, zu begegnen, folgte schon bald eine Nikonos V
hinzu. Mit zwei Kameras behängt wie ein Weihnachtsbaum, war ich fortan nicht
mehr gezwungen, entweder das Auge eines Haies mit dem Makroobjektiv oder die
filigranen Nacktschnecken mit dem Weitwinkel abzulichten. Seit einiger Zeit
komplettiert sich meine Sammlung noch durch den Erwerb einer Canon 50e im
UW-Gehäuse mit Ikelite-Blitz.
Ausgerüstet für alle Situationen
Über- wie Unterwasser starte ich alsdann meinen (hoffnungslosen) Wettlauf gegen
die Zeit, alle Länder der Erde fotografisch zu dokumentieren. Egal ob Malediven,
Südafrika, USA, Jemen oder Mauritius und Costa Rica - um nur einige zu nennen -
alle wurden intensivst mit den Kameras bearbeitet. Was beinahe zwangsläufig
folgte, war eine Karriere als Reisender in Sachen Dia-Shows, die mich seit 1989
durch zahllose Vortragssäle im süddeutschen und österreichischen Raum führt.
Stets ist es mein Ziel, mit meinen beinahe 30 ausgearbeiteten Live-Dia-Shows das
Leben und die Natur der bereisten Länder aus der Über- und
Unterwasserperspektive zu zeigen. Einen reinen Tauchervortrag über das Rote Meer
oder die Malediven ohne die landschaftlichen Superlativen oberhalb der
Wasserlinie wird es deshalb auch nie geben. Mittlerweile hat sich so ein 60 000
Dias umfassendes Archiv angesammelt, aus dem sich auch einige große Bildarchive
und Redaktionen regelmäßig bedienen. Als recht vielversprechend erwiesen sich
die ersten Versuche sich mit der fotografierenden Konkurrenz zu messen. Das
Engagement in zahlreichen deutschen und internationalen Wettbewerben wurde mit
etlichen ersten, zweiten und dritten Preisen honoriert.
Regelmäßige Bildreportagen,
produziert für zahlreiche Reise-, Natur- und Tauchermagazine, lassen einem die
Zeit nicht lang werden. Und so hat sich das Fotografieren und Tauchen gepaart
mit einer gehörigen Portion Reisefieber mittlerweile längst zu meinem Beruf
entwickelt. Ein Arbeitsfeld, das mir in den letzten Jahren allerdings leider
auch immer weniger Freiraum für andere Aktivitäten lässt. Nur Dank Trudy, meinem
Herzblatt, lässt sich dieses Pensum überhaupt noch bewältigen.
Und der VW-Porsche, der 914er? Ja, der begleitet mich nun bereits im 22. Jahr durch die Sommermonate meiner oberbayrischen Heimat – sofern ich mich denn gerade dort und nicht auf den Kapverdischen Inseln oder in Jordanien aufhalte. Natürlich hat dieser Wagen, der heute in meiner Garage steht, mit demjenigen aus 1980 nicht mehr viel gemeinsam. Parallelen entdecke ich regelmäßig nur noch hinsichtlich des gesunden Durstes und der nur relativen Zuverlässigkeit. Aber egal, wie bockig er sich auch gerade darstellt, entgültig abgeworfen hat er mich noch nicht, sodass uns hoffentlich noch viele gemeinsame Jahre bleiben. Schließlich will man ja zu den regelmäßig veranstalteten Jahresausfahrten auch standesgemäß erscheinen.
Euer Harald